Tag9 – 6. Wanderung
Die Chance, den Sonnenaufgang im Valle Meira zu fotografieren, hätten wir wohl in den ersten Tagen nutzen sollen. Heute Morgen sind die Bergen in Wolken gehüllt, das Gras ist feucht und es dauert bis um 10 Uhr, bis es schön warm wird.
Nach dem Frühstück sitzt Mario bewaffnet mit Wanderführer, Wanderkarten und Routenplaner am iPad und plant den heutigen Tag. Die Strecke sollte nicht zu lange sein, mit nicht zu vielen Höhenmetern und wenn möglich nicht alles auf einem Weg hin und zurück. Und selbstverständlich mit schönen Aussichtspunkten.
Nach einer guten Weile ist es soweit: Mario präsentiert die Strecke. Insgesamt ist das Zwischenziel der Monte Estelletta, dann über den Colle Ciarbonet zurück zur Refugio werden es ca. 11km und 600HM. Der Anstieg zum Gipfel kürzer, dafür etwas steiler. Der Abstieg dann lange und moderat.
Was Petra hört: Irgendein Ziel, das so ähnlich wie Stella heißt, langer Abstieg und moderat. Natürlich stimmt sie zu.



Wir machen uns auf den Weg mit Wasser und ein paar Nüssen als Vesper, da wir festgestellt haben, dass wir eh nie mehr Hunger haben, als auf einen kleinen Snack. Es geht bergauf, zunächst auf einem Schotterweg, vorbei an einem süßen kleinen Hof, wir wundern uns noch darüber, was die hier für Tiere haben, da der Zaun so gar nicht Kuh-typisch ist. Erst auf dem Rückweg entdecken wir, dass tatsächlich Pferde gehalten werden. Sie stehen an einen unglaublich steilen Hang oberhalb des Hofes und haben Glocken um, wir sind uns ganz sicher, dass unser Frieder nie im Leben freiwillig so eine steilen Berg hochgehen würde.
Doch nun zu uns: Der Schotterweg führt durch Kuhweiden hindurch. Hier stehen die hübschen piemonteser Rinder, Marios Route nach müssen wir hier rechts den breiten Weg verlassen. Schade nur, dass dort eben nicht ganz klar ist, wo dieser kleine Weg sein soll. Allerdings haben wir nun die Begleitung von einer Millionen Fliegen. Die Kühe sind schon weit unter uns, wir sind beschäftigt mit der Steigung und dem Suchen des Weges und die Fliegen sind so penetrant, dass man fast meine könnte, dass sie das ganze Jahr schon auf uns warten.
Petra kämpft mit der Steigung und jammert ein bisschen, Mario bruddelt, weil die Garminuhr ihn von rechts nach links schicken will und selbst nicht zu wissen scheint, was sie gerne hätte. Es geht über Stock und Stein – und wie es auf einer Weide so ist, auch über viele Hinterlassenschaften. Die Anzahl und Dreistigkeit der Fliegen nimmt nicht ab. Petra kommt die Sache langsam komisch vor, denn sie hat ja die Information, wie lange es bergauf geht, nicht wirklich aufgenommen, sie nimmt sich vor, beim nächsten mal doch genauer aufzupassen. Irgendwann ist das Gipfelkreuz zu sehen und wir hoffen, dass diese lästigen Fliegen vielleicht vor dem Gipfel kehrt machen. Ein kleine Pause und ein Eintrag ins Gipfelbuch und dann kommt endlich der ersehnte Abstieg – mit den Fliegen, die verlassen uns nicht!









Da wir nun auf dem Hauptweg sind, ist das Finden der Route keine Problem, Petras Jammern hat aufgehört und alle sind wieder glücklich und zufrieden. Wir laufen beschwingt und sind stolz, wieder eine schöne Runde geschafft zu haben mit vielen schönen Aussichten und Eindrücken. Je näher wir zu unserer Unterkunft kommen, je weniger Fliegen (ver)folgen uns. Um ganz sicher zu gehen diese lästigen Tiere endgültig loszuwerden, beschließen wir erstmal zu duschen. Auf der Uhr haben wir heute 11,25km und 674HM.
Nach einer kurzen Ruhepause in unserem Zimmer, braucht es jetzt was, um die Energie wieder aufzufüllen. Mario beschließt sich Petras Wunsch nach einem herzhaftem Salami Panini anzuschließen. Wir genießen die besondere Stimmung im Viviere mit all den vielen Wanderern, zumeist Italiener, heute auch Franzosen und eine weitere deutsche Familie. So ein bisschen Dolcevita …die Leute trinken Kaffee, Wein oder Bier und nehmen kleine Snacks zu sich, bevor die meisten weiter wandern. Wir sind froh, dass wir schon am Ziel sind.


