Tag5 – 3. Wanderung
Irgendwie war der Plan, vor Sonnenaufgang aufzustehen, um denselbigen in den Bergen zu fotografieren. Gut, nächster Versuch morgen! Nach einem gemütlichen Frühstück wollen wir den Tag ohne Anstrengung verbringen. Der Cascada Stroppio – ein Wasserfall hier ganz in der Nähe, ist zwar nach Aussage von Marta, unserer Wirtin, gerade nicht sehr reich an Wasser, aber wir entscheiden, dass „in der Nähe“ auch ein guter Grund für einen Besuch dort ist.
Wir schlendern ein paar hundert Meter auf der Ebene, bis zum Anstieg. Wir sind überrascht und stolz darüber, dass wir von der Tour gestern wesentlich weniger Muskelkater haben, als erwartet. Bis zum Wasserfall geht es wieder 400 Höhenmeter in der Sonne bergauf. Wir freuen uns über die herrlichen Ausblicke auf die unzähligen Berge und schmieden während des Laufens Pläne, wie wir es schaffen können zu anderen Jahreszeiten hier her zukommen, um zum Beispiel im Frühjahr Unmengen von Wasser hier herunterrauschen zu sehen. Wieder haben wir die Strecke für uns alleine, das ist einer der unschlagbaren Vorteile des Valle Mairas.
Als an einer Wegkreuzung das Schild auftaucht, dass es zum Refugio Stroppia nochmal eine weitere Stunde wäre, beschließen wir, eine andere Route zu wählen. Das Refugio ist nicht bewirtet und die einzige Motivation wäre ein Wahnsinns Essen oder wenigstens ein kühles Bier gewesen. Stutzig macht uns außerdem die Tatsache, dass nun bereits am zweiten Wegweiser die ursprünglich aufgedruckte Gehzeit zum Refugio händisch verdoppelt wurde. In Ermangelung alternativer Routen entdecken wir auf der Karte einen Knotenpunkt verschiedener Touren etwa einen Kilometer oberhalb unseres Standortes.



Wir erkennen unterhalb von uns deutlich den Pfad dorthin und beschließen, die Route zu ändern. Das wenige Wasser des Wasserfalls haben wir gesehen, da macht es keinen Sinn, noch näher dorthin zu wandern, zumal wir die gleiche Strecke zurück laufen müssten.
Je näher wir dem neuen Zielpunkt, dem Pont Maurin kommen, hören wir das Rauschen des Wassers. Als wir den obersten Punkt erreichen, sehen wir, dass das Wasser dort tatsächlich zur Stromerzeugung genutzt wird. Eine Familie Murmeltiere lebt hier, und wie ihre Verwandten, die wir gestern schon gesehen hatten, warten auch sie darauf, bis der Mensch das Handy bereit zum Fotografieren hat, um dann schnell zu verschwinden. Wir glauben, ihr Kichern zu hören, als wir an ihrem Bau vorbei laufen.



Talwärts geht es auf breiten bequemen Wegen wieder zurück -vorbei an einer großen Herde Esel, deren Geschrei lange noch durch das Tal hallt. Wir philosophieren über die Gründe warum die Esel „IA“ machen und darüber, ob die Tätigkeit einen Namen hat (der Hund bellt, die Kuh muht, der Esel…??) also extrem wichtige Themen, die uns beschäftigen.
Ein gemütlicher Nachmittag mit lesen, schreiben und sonnen auf dem Balkon der Scuola – wir lassen die Seele baumeln wie die frisch gewaschenen Wandersocken am Balkongeländer.